Für den 20. Dezember haben wir uns einen Halbtagesausflug nach Mt. Popa ("der mystische Berg") ausgesucht. Diese Mal fahren wir mit dem Auto, da man mit der Pferdekutsche wahrscheinlich länger als unser geplanter Myanmar-Urlaub brauchen würde. Trotzdem dauert die Fahrt gute 1 1/2 Stunden, unterbrochen von einem kurzen Zwischenstop bei einem Stand, wo unterschiedlichste lokale Dinge hergestellt werden. Ein Mann ist auf eine Palme geklettert und holt Nüsse runter, eine Frau macht heimischen Likör, eine andere mischt lokale Süßigkeiten aus Kokos, Karamell und irgendwas Drittem und ein Mann sammelt Baumwolle ein. Da wir beide noch nie Baumwolle in natura gesehen haben, ist das doch recht interessant. Vor allem für die beste Ehefrau von allen, bei der man förmlich die sprichwörtliche Glühbirne über ihrem Kopf leuchten sehen kann, als sie ganz langsam die Worte 'ah, Baum-wolle, Wolle vom Baum!?!' sagt. Wie sagt der Engländer? Again something learned! Wieder was gelernt!
Auf dem weiteren Weg lesen wir, dass man eigentlich gar nicht Mt. Popa besteigen kann, sondern nur einen kleinen Nachbarberg. Egal, wir nehmen was wir kriegen und laufen eben einen anderen Berg hoch. Zur Spitze des Berges, auf dem ein kleiner Tempel steht, führen 777 Stufen, auf denen unzählige Affen sitzen, springen, essen und dazwischen ein paar Menschen, die Getränke verkaufen und die Treppen putzen (und dafür Geld wollen). Oben angekommen geniessen wir den Blick, der Tempel selber ist ziemlich unspektakulär, und wir rätseln, welcher Berg denn nun Mt. Popa ist.
Wieder im Hotel angekommen, verbringen wir noch ein paar ruhige Stunden am Pool.
Am nächsten Tag gibt es ein Wiedersehen mit unserm Fahrer Full Moon und seinem treuen Pferd Rambo. Wir schauen uns heute ein paar andere Tempel an, die in einer anderen Richtung liegen. Natürlich sind auch die Tempel in dieser Richtung sehr schön aber irgendwie bekommen wir langsam aber sicher einen Tempel-Overkill. Zudem ist es deutlich heißer als die Tage vorher und unser Pferd schnauft auch ordentlich. Zu Mittag essen wir im Green Elephant, einem Restaurant, das in einem Park am Fluß liegt und wirklich sehr schön ist. Wir essen den obligatorischen Fried Rice (best in town) und genießen die Aussicht. Zum Sightseeing ist es einfach zu heiß und wir fahren zurück zum Hotel, um uns etwas auszuruhen.
Full Moon und Rambo holen uns am Nachmittag wieder ab und wir schauen uns noch einige Tempel an, bevor wir den Sonnenuntergang auf einem anderen Tempel genießen.
Unsere Zeit in Bagan ist zu Ende. Morgen fliegen wir zum Inlesee, dem zweitgrößten See Myanmars, der wunderschön in den Bergen gelegen ist und berühmt für seine Einbein-Ruderer ist.
Vom 22.-25. Dezember sind wir am Inlesee oder besser gesagt auf dem Inlesee. Unsere Unterkunft, Golden Island Cottages 2, ist auf Stelzen auf dem See gebaut und nur mit dem Boot erreichbar. Der See selber ist riesig, umgeben von Bergen.
Am Tag nach unserer Ankunft machen wir einen Tagesausflug auf dem See. Auf unserem Programm stehen der Floating Market, der Tempel mit den 5 Buddhastatuen, die Weberei, die Zigarrenmacher, der Tempel der spingenden Katzen und die schwimmenden Gärten. Also volles Programm. Der Floating Market floatet nicht so richtig, da der größte Teil auf festem Land ist. Eigentlich ist das einzige was floatet die Schar an Booten, die die Touristen ranbringen. Auf dem Markt werden hauptsächlich Souvenirs verkauft und irgendwie hat jeder Stand fast das Gleiche. Nur in einem Teil werden Lebensmittel, Früchte, Gemüse und komischerweise Medikamente verkauft. In einer nahegelegenen Pagode ist ein ordentlicher Menschenauflauf. Dutzende Familien sitzen auf dem Boden und essen und quatschen. Offensichtlich ist das der wöchentliche Treffpunkt. Dazu spielt die wohl traurigste Band der Welt, bestehend aus 4 Musikern, 3 davon irgendwo zwischen 80 Jahre und scheintot, der vierte ist ein ca. 10 Jähriger Junge der singt. Dann gibt es noch einen Mann, der kein instrument spielt aber dafür daneben sitzt und raucht (eventuell ein Groupie). Einer der Alten spielt auf einem alten Yamaha Keyboard Klavier, der zweite trommelt im Hintergrund auf irgendwelchen percussionähnlichen Trommeln und vorne spielt der Dritte im Bunde herzzerreißend falsch Geige. Es ist unklar, ob einer der drei noch igendetwas hört oder ob sie sich davor zerstritten haben und jetzt jeder ein anderes Lied spielt. Auf jeden Fall klingt es mehr als jämmerlich. Nur der Groupie klatscht begeistert, wobei ihm fast die Zigarette aus dem Mund fällt. Aber alle scheinen Spaß zu haben und das ist ja bekanntlich die Hauptsache.
Weiter gehts zu einem Tempel in dem 5 heilige Buddhastatuen stehen. Da die Menschen hier zur Verehrung Blattgold auf die Figuren kleben, erkennt man eigentlich nichts mehr. Die Statuen sind nur noch rundliche Klumpen aus Gold. Beim wichtigsten Fest des Jahres werde 4 Statuen durch die Dörfer gefahren. Der Legende nach wurde früher alle 5 genommen aber in einem Jahr verschwand die 5. und konnte nicht wiedergefunden werden. Nach ein paar Tagen stand sie auf einmal wieder auf ihrem Platz im Tempel. Seitdem wird sie nicht mehr bewegt. Als nächstes besuchen wir eine Weberei, wo von Hand Stoffe gefertigt werden bevor wir die Zigarrenmacher besuchen. Hier werden lokale Zigarillos von Hand gedreht. Und zwar von Frauen, die teilweise wie 10 Jahre alt aussehen und die Dinger offensichtlich auch selber rauchen. Die Zigarillos sind mit süßlichem Tabak gefüllt und schmecken sehr interessant. Nach einem Mittagessen, Fried Rice und irgendwas anderes, fahren wir zum Tempel der springenden Katzen. Hier leben Mönche und einige Katzen, die anscheinend trainiert wurden, durch Ringe zu springen. Allerdings wohl nicht zur Mittagszeit. Alle Katzen, die wir sehen, liegen faul in der Sonne und blinzeln uns höchstens müde an. In einer Ecke sitzt ein Babykätzchen, vielleicht ein paar Wochen alt und lässt sich von uns streicheln. Mit springen ist allerdings auch nichts. Auf dem Weg nach Hause fahren wir an den schwimmenden Gärten vorbei, die, naja eben schwimmen und von Booten aus bewirtschaftet werden. Nachdem wir alles Sehenswerte gesehen haben, genießen wir ein paar ruhige Tage auf dem Inlesee. Highlight ist die Weihnachtsvorführung, die für die Touristen am 24. arrangiert wird. Zusätzlich zu den Folkloretänzen, singen die Mitarbeiter des Hotels Feliz Navidad, während zu der Musik weitere Mitarbeiter mit jeweils einem Buchstaben auf die Bühne kommen um die Worte "Merry Christmas" zu bilden. Als das Lied zu Ende ist, spricht der Chef des Hotels und wünscht allen frohe Weihnachten. Sein schönster Spruch ist: "When we hear Merry Christmas we don't understand, but when I look into your eyes I think you understand".
Unsere Reise durch Myanmar geht dem Ende entgegen. Nach einem kurzen Aufenthalt in Mandalay fliegen wir am 27. Dezember in unser geliebtes Bangkok.
Myanmar ist wirklich ein tolles Land, das sich gerade öffnet und im Zeitraffer die Dinge nachholt, die in den letzten Jahren hier undenkbar waren. Die Verbreitung von Internetzugängen dürfte es mittelfristig unmöglich machen, die völlig limitierte Informationspolitik der Militärführung aufrecht zu erhalten. Es ist sicher noch ein langer Weg und niemand kann garantieren, dass Myanmar nicht doch plötzlich wieder geschlossen wird. Aber überall sind Zeichen des Aufbruchs und der Öffnung spürbar und eine große Hoffnung ruht immer noch auf Aun San Su Kyi, der Friedensnobelpreisträgerin, die immer noch unermüdlich für die Freiheit in Myanmar eintritt und deren Bild überall im Land zu finden ist und deren Name von so vielen hoffnungsvoll geflüstert wird.
Wir hoffen für die Menschen Myanmars, dass die Öffnung weitergeht und noch weit mehr Menschen diese wunderschöne Land erkunden können.