8 Uhr ist die Nacht vorbei, beim Frühstück mit eigenem Eiermann (also der Mann, der Spiegeleier, Omelette, etc. zubereitet) bereiten wir uns auf den heutigen Tag vor. Wir werden mit der Pferdekutsche das Pagodenfeld von Bagan erkunden. Neben Angkor Wat in Kambodscha und Borobudur in Indonesien die größte religiöse Anlage Südostasiens und wahrscheinlich der Welt. 2230 Monumente, die innerhalb von 250 Jahren errichtet wurden, sind bis heute gelistet und im Gegensatz zu Angkor sind davon die meisten auch heute noch in Gebrauch. 13 Könige regierten von Bagan aus zwischen 1044 bis 1312 und hinterließen diese einzigartige Ansammlung an Bauwerken, die von dem ehemaligen Reichtum und der Macht Myanmars zeugen. Viele der Monumente wurden in der Zwischenzeit verändert, wiederaufgebaut, teilweise auf neudeutsch "gepimpt", z.b. wurden metallene Schirme auf die Pagoden gesetzt, sog. "Hti" oder Böden aus Marmor hinzugefügt. Nicht ganz originalgetreu aber eben zeitgemäß und für Gebäude, die von der Bevölkerung immer noch nach fast 1000 Jahren! zum Beten verwendet werden, eben auch normal.
Unser Fahrer wartet mit seiner Kutsche vor dem Hotel auf uns. Kutschen sind ein sehr beliebtes Fortbewegungsmittel in Bagan und werden hoffentlich auch in Zukunft nicht völlig von klimatisierten Taxis verdrängt werden. Zumindest momentan gibt es einige Tempel, die man mit der Kutsche deutlich besser erreichen kann als mit dem Auto. Unser Fahrer stellt sich mit seinem burmesischen Namen vor, den wir in dem Augenblick auch wieder vergessen. Für unsere Ohren sind die lokalen Namen einfach kaum zu verstehen geschweige denn zu merken. Zum Glück sagt er uns auch direkt seinen englischen Namen "Fullmoon", sein Pferd heißt "Rambo", obwohl es eher brav wirkt. Die Kutsche ist mit "Hello Kitty"- Polstern ausgestattet und gut gepflegt. Wir trotten los und kommen auch schon bald bei der ersten Pagode an. Ganz wichtig ist hier: immer barfuß die Pagoden begehen. Angesichts der hygienischen Verhältnisse nicht immer die schönste Erfahrung. Die Tempel, Stupas und Kloster bestechen vor allem außen durch ihre unterschiedlichste Architektur, innen sind die meisten eher schlicht gehalten.
Meist findet man mehrere Buddhas neueren Datums, die auf verschiedenen Seiten des Tempels aufgestellt sind und eventuell ein paar Bilder, die die Lebensgeschichte des Buddhas darstellen. Offensichtlich waren viele der Tempel innen mit den schönsten Wandmalereien und Verzierungen versehen.
Leider wurden diese entweder zerstört oder einfach geklaut. Unter anderem von einem Deutschen namens Dr. Thomann, der 1899 innerhalb von 3 Monaten wertvollste Objekte und Wandmalereien geklaut und nach Deutschland verschiffte. Eine Art deutscher Tomb Raider, der seine Beute an das Hamburger Völkerkundemuseum verkaufte. Dass sich Klauen nicht auszahlt zeigt sich daran, dass Thomann unter ungeklärten Umständen ums Leben kam.
Gegen 17 Uhr besteigen wir einen der größten Tempel, um den Sonnenuntergang zu betrachten. Auf der obersten Plattform hat man einen herrlichen Ausblick auf die Ebene von Bagan, auf der einen Seite über den Fluß bis hin zum Gebirge und auf der anderen Seite bis hin zu Mount Popa, dem heiligen Berg. Nachdem wir den ganzen Tag die Tempel meist nur von unten gesehen haben, eröffnet sich uns hier das erste Mal der Blick über hunderte von Tempel auf einmal. Tempel, Stupas bis zum Horizont! In unterschiedlichen Formen, Größen, manche vergoldet, manche in weiß. Die Vielfalt und die schiere Menge ist atemberaubend.
Die Sonne geht langsam unter und taucht die Ebene in ein unwirkliches Licht. Der Staub, der von den Pferdekutschen aufgewirbelt wird und der vom Fluß austeigende Nebel trägt zur mystischen Atmosphäre bei. Wie oft sitzt man zum Sonnenuntergang schon auf einem Riesentempel und schaut auf eine Gegend, die bis zum Horizont mit Tempeln übersäht ist.
Zum Abendessen fahren wir zum Ananda Hotel in dem es eine Tanz und Marionettenshow gibt. Eigentlich ist uns völlig unklar, wieso wir in jedem asiatischen Land aufs neue eine Tanzshow besuchen. Bisher waren wirklich alle dieser Shows auf dem selben unterirdischen Niveau. Und so auch heute. Die Show beginnt mit einer Marionettenshow begleitet von den nervigsten und unharmonisch klingenden Instrumenten der Welt. Vor allem ein trötenähnliches Instrument übertrifft wirklich alles. Das Instrument erzeugt langgezogene Laute, die so klingen als wäre man einer Katze auf den Schwanz getreten und würde ihr gleichzeitig ein Megaphon vor die Schnauze halten. Im Ernst, dieses Instrument dürfte im Kriegsfall nicht eingesetzt werden, weil es gegen die Genfer Konventionen verstoßen würde, weil es zu brutal ist. Terroristen würden sämtliche Geheimnisse innerhalb kürzester Zeit preisgeben, würde man sie hiermit dauerbeschallen. Die Moskito an unserem Tisch versucht sich hilflos mit ihren kleinen Flügeln die Ohren zuzzuhalten. Die Marionettenshow ist zumindest ganz lustig, was auch auf die Tanzshow zutrifft, da die meisten Tänzer entweder desinteressiert sind, den Takt nicht treffen oder einfach nur durch die Tröte abgelenkt werden. Der Höhepunkt ist aber eindeutig der "moderne" Tanz zu Gangnam Style. Und dafür sind wir um die halbe Welt geflogen! Die beste Ehefrau von allen hat sich klugerweise dazu entschlossen, das Martyrium vorher abzubrechen und lässt sich im Hotelspa massieren.
Ein schöner Abschluß eines eindrucksvollen Tages. Morgen fahren wir zu Mount Popa und schauen uns die dort heimischen Affen an.
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