Samstag, 31. Dezember 2011

Indien - Jaipur - the pink city

Nach dem bisherigen absoluten Highlight Taj Mahal in Agra, erleben wir kurz darauf unseren Tiefpunkt. Unser Wecker klingelt um 3:50 Uhr morgens, also mitten in der kalten Nacht. Verschlafen machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof Agra Fort. Wir kommen bis zum Ausgangstor unseres Hostels, das leider verschlossen ist. Wir hatten zwar Bescheid gegeben, dass wir sehr früh morgens los gehen aber leider wurde nicht erwähnt, dass wir nicht raus können. Zum Glück schläft ein Inder bei der Rezeption und macht uns etwas verschlafen das Tor auf. Am vorherigen Abend haben wir noch einen Fahrer organisiert, der bereit ist, uns um die Uhrzeit zum Bahnhof zu fahren. Für das dreifache des normalen Preises zwar aber immerhin wartet er tatsächlich auf uns. Durch die Stille der Nacht fahren wir gemütlich hupend zum Bahnhof. Hier ist allerdings schon einiges los. Geschäftiges Ein- und Ausladen, Ein- und aussteigen begleitet von dem üblichen Chaos. Unser Zug fährt pünktlich ab, 5:10 Uhr, es hat etwa 8 Grad und uns ist saukalt. Die Temperatur im Zug entspricht der Außentemperatur, wir mummeln uns in unsere Vliesschlafsäcke ein, alle warmen Sachen haben wir eh schon am Leib. Und es ist immer noch kalt! Gerade als wir denken, dass es nicht schlimmer geht, macht ein Inder vor uns das Fenster auf, um herauszuspucken. Ihm scheint dabei so kalt zu werden, dass er nicht mehr fähig ist, das Fenster wieder zu schließen. Zitternd vor Kälte sitzt er da und schaut etwas verdutzt aus dem Fenster. Der Zusammenhang zwischen der Kälte und dem offenen Fenster ist ihm eventuell nicht ganz klar. Inzwischen hat es gefühlte 5 Grad im Zug und man kann fast den Atem sehen. Und es sind noch 5 Stunden Zugfahrt vor uns. Auf Alice Bitten schließt der nette Inder vor uns sein Fenster und wirkt etwas erstaunt über die wärmende Wirkung. Allerdings scheint der Drang zu spucken bei vielen unserer Mitreisenden stärker zu sein, als das Kälteempfinden. Zumindest werden in regelmäßigen Abständen, die Fenster um uns herum zu diesem Zweck geöffnet. Immerhin machen die Meisten ihr Fenster danach wieder zu. Die erste Stunde vergeht und wir frieren. Die Kälte kriecht in die Haut und macht sich überall breit. Die Füße werden zuerst kalt, dann die Nase gefolgt vom Rest des Kopfes. Alice spricht das aus, was uns beiden durch den Kopf geht: Warum können wir nicht einfach 2 Wochen entspannt Strandurlaub auf den Malediven oder irgendeinem anderen schönen, Ort machen an dem man nichts machen kann außer sich zu entspannen? Stattdessen sitzen wir hier wie zwei Fischstäbchen während des Einfrierprozesses!
Gerade als es kaum noch kälter werden kann, hält der Zug und ca. 100 Inder kommen zu uns in den Wagon und besetzen jeden freien Fleck, oftmals mit mehreren Personen übereinander. Witzigerweise ist das Austauschen von Zärtlichkeiten, wie Händchenhalten zwischen Mann und Frau nicht gern gesehen, andererseits ist es für Männer völlig normal hier Arm in Arm herumzulaufen oder stundenlang auf dem Schoß eines anderen Manns zu sitzen. zumindest wird es dadurch etwas wärmer. Neben uns setzt sich eine nette, 23-jährige Inderin, die sofort anfängt uns auszufragen: Where do you come from? Are you two married? How long have you been married? Are your parents happy? What did you study? Where did you study? What did you eat in India? und das alles innerhalb von 3 Minuten! Wirklich sehr nett aber etwas anstrengend. Im Anschluß an die Fragenattacke erzählt sie uns ihr gesamtes Leben inklusive ihrer Probleme mit ihrem Freund/Ex-Freund, ihren Eltern und fragt Alice nach Rat, was sie speziell mit ihrme Freund machen soll. naja, wir kennen uns ja jetzt auch schon 20 Minuten. Als nächstes beschließt sie, dass Alice und sie jetzt BFFs (best friends forever) sind und sie ab jetzt jede Woche telefonieren müssen und wir auf jeden Fall zu ihrer Hochzeit kommen müssen. Die wird voraussichtlich in 1-2 Jahren stattfinden, je nachdem wie schnell ihre Eltern einen passenden Ehemann finden. Etwas überfordert nach dieser 30 Minuten Attacke auf unsere Privatsphäre und der Erkenntnis, dass Privatsphäre doch eine sehr westliche Erfindung ist, versuchen wir zu schlafen. Etwas früher als erwartet, kommen wir in Jaipur Hauptbahnhof an. Und versuchen uns erstmal zu orientieren. Unser Hotel ist nicht weit entfernt aber da wir nicht genau wissen in welche Richtung wir laufen sollen, stehen wir erstmal etwas verloren da. Das ist natürlich nie eine gute Idee in Indien, vor allem nicht am Bahnhof, wo 100 Rikschafahrer auf uns einstürmen. Wir bewegen uns möglichst schnell weg vom Bahnhofsgelände und laufen ein Stück in die hoffentlich richtige Richtung bevor wir eine klassische Fahrradrikscha nehmen, dessen Fahrer uns versichert, dass er weiß, wo unser Hotel ist.Unser Fahrer ist geschätzte 50 Jahre als, klapperdürr und kommt nicht ganz auf den Sattel drauf. Das heißt, er kann auf dem Sattel gemütlich sitzen, dann kann er aber nicht treten oder er tritt, dann kann er nicht sitzen. Also fährt er im Stehen los, im Verkehrschaos in Jaipur. Durch enge Gassen und nach vielen Biegungen, fragt er endlich andere Fahrer, wo denn eigentlich unser Hotel ist. Das ist ziemlich üblich in Indien, da eigentlich kein Fahrer genau weiß wo er hin muss. Aber da natürlich jeder den Auftrag haben will, sagen sie immer, dass sie genau wissen wo es lang geht. Und dann werden andere Fahrer auf dem Weg gefragt, irgendjemand wird es schon wissen. In diesem Fall ist es auch so, ein anderer Fahrer weist den Weg. Unser Fahrer scheint damit nicht ganz glücklich zu sein. Offensichtlich ist er eine ganze Weile in die falsche Richtung gefahren. Naja, nach weiteren 10 Minuten strampeln im Stehen kommen wir tatsächlich an. Und wir sind beeindruckt. Das Hotel sieht aus wie ein Hotel! Mit einer Rezeption, einem Restaurant mit Tischdecken, Internetzugang und warmem Wasser! Unser Zimmer ist auch nicht schlecht, allerdings stellen wir fest, dass es warmes Wasser nur von 7:30 - 10:30 uhr gibt und dann wieder Abends von 19:30 - 23:00 Uhr. Und jetzt ist es 10:25 Uhr. Also verschieben wir unser Duschvorhaben, nach 4 Tagen ohne Dusche ist es jetzt auch egal. Stattdessen frühstücken wir und legen uns nochmal hin. Für den heutigen Tag haben wir uns eigentlich nur eine Sache vorgenommen: Wir wollen einen Fön kaufen, da wir unseren vergessen haben. Und ohne ist es doch etwas zu kalt zum Haarewaschen. Unser netter Inder an der Rezeption teilt uns mit, dass es Elektronikartikel auf der großen Straße um die Ecke gibt, die Idee einen Fön zu benutzen, amüsiert ihn aber sichtlich. keine Ahnung wie indische Frauen ihre oftmals sehr langen Haare trocken kriegen. Tatsächlich finden wir ein Elektronikgeschäft, in dem es vom Ventilator bis zur Steckdose alles zu kaufen gibt, allerdings gibt es in dem Laden keine Regale, alles liegt auf einem großen Haufen in der Mitte des Ladens. Die gesamte Inhaberfamilie ist da und geht unterschiedlichsten Aktivitäten nach. Der ca. 5 Jahre alte Sohn spaziert auf den Waren und was aussieht wie Bauschutt herum, der Vater schreit in ein Telefon, offensichtlich telefoniert er mit jemandem sehr weit weg, die Mutter sitzt in der Ecke und ermuntert den Sohn. Ein Angestellter fragt uns, was wir wollen und fängt an in dem Haufen zu wühlen, als wir ihn nach einem Fön fragen. Er versichert uns, dass er erst letzt einen Fön irgendwo hier gesehen hat. Nach nur 5 Minuten stöbern, taucht er wieder aus dem Haufen auf und hält freudestrahlend einen Fön aus den frühen 90er Jahren in der Hand. Auf der Verpackung steht zwar, dass die Garantie spätestens Ende 1993 abläuft, aber der Fön funktioniert und ist sogar recht reisetauglich. Als nächstes gehen wir zu einem indischen Reisebüro, da wir uns in der Zwischenzeit überlegt haben, ob wir nicht doch anstatt des Nordens nach Goa in den Süden fahren sollen und uns noch etwas Strand gönnen. In Amritsar hat es nämlich Nachts 3-4 Grad! Kurz überlegen wir auch, ob wir nicht einen Abstecher nach Thailand machen sollen aber das erweist sich mit dem Visum schwieriger als gedacht.

Nach einem Stop beim Busbahnhof, wo wir unser Ticket nach Udaipur kaufen (Super Deluxe Volvo Class, witzigerweise sind die Busse der "Volvo Class" von Mercedes), laufen wir zum Abendessen im Sheraton Hotel Jaipur, einem 5 Sterne Hotel und eventuell der einzige Platz innerhalb der Stadt an dem man kein Gehupe hört. Hier gibt es zwei Restaurants, ein Internationales und ein indisches Nobelrestaurant in dem wir für den 25. Abends einen Tisch reservieren. An diesem Abend gönnen wir uns etwas internationales (und etwas billigeres). Kaum sitzen wir am Tisch, fällt uns auf, dass es etwas streng riecht, um nicht zu sagen, es stinkt! Peinlich, peinlich, in einem 5-Sterne Hotel riecht es nach Hundekacke!!! In mitten unserer Empörung fällt uns leider auf, dass der Geruch von meinen Schuhen kommt. Ich schleiche mich zur Toilette und tatsächlich, mit meinem rechten Schuh bin ich in Hundescheiße getreten. Nicht verwunderlich, da wir auf unbeleuchteten Straßen hierher gelaufen sind. Mittels Toilettenpapier entferne ich das meiste notdürftig. Wieder am Tisch angekommen, meint die beste Ehefrau von allen, dass es überhaupt nicht mehr gestunken hat, seid ich weggegangen bin. Hmmm, na toll, das erste Mal auf unsrer Reise in einem besseren Restaurant und ich stinke alles voll. Das Essen ist prima und die Kellner scheinen die Duftnote um unseren Tisch geflissentlich zu ignorieren. Komischerweise bleiben die Tische um uns herum unbesetzt. Als Alice sich nach dem Essen gemütlicher hinsetzt und ihre Schuhe in meine Richtung streckt, fällt mir auf, dass ihre Schuhe mindestens genauso stinken wie meine. Wir sind wohl beide in den selben Hunde-, Kuh-, oder sonstigen Haufen getreten. na super, wir sind echt ein tolles Paar, seit Tagen nicht mehr geduscht, stinkende Schuhe und dieselben Klamotten an seit Beginn der Reise! Wir nehmens mit Humor und gehen nochmal auf Toilette, um unsere Schuhe zu putzen. Zurück im Hotel bereiten wir uns mental auf Weihnachten am nächsten Tag vor und schlafen dabei selig ein. Zum Duschen war es zu kalt!

Den nächsten Tag beginnen wir mit einem ausgiebigen Frühstück bevor wir uns auf den Weg zu den Highlights der Stadt machen, den City Palace, Jantra Mantra und Hawa Mahal (Palast der Winde). Wir beginnen mit dem City Palace, der in der Tat sehr schön ist.

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Hier wird auch ein bißchen Weihnachten gefeiert, mit einem Christbaum

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und einem Weihnachtsmann, der zum Fürchten aussieht, da er eine unglaublich häßliche Maske trägt.

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Als nächstes besichtigen wir das Jantra Mantra ein Sternenobservatorium, dass der Maharadscha bauen ließ, um seiner Leidenschaft der Astronomie nachzugehen. Das Ganze sieht aus, als hätte Dali einen Park gestaltet.

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Und weiter gehts zum, absoulten Highlight von Jaipur, dem Palast der Winde. Ursprünglich gebaut für die Frauen des Hofs, besticht der Palast durch zahlreiche architektonische Besonderheiten. Die bekannteste Seite des Palasts ist eigentlich die Rückseite, die zur Straße geht, von der es aber keinen Zugang zum Palast gibt. Dies wurde so gebaut, damit die Frauen das Treiben auf der Straße beobachten konnten aber niemand einfach so, von dort aus in den Palast gelangen konnte. Generell dient viel im Palast, dem Zweck, die Frauen zu unterhalten und sie gleichzeitig komplett abzuschirmen von der Außenwelt.

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Nach soviel Besichtigung sind wir ordentlich hungrig und wir machen uns auf den Weg zurück ins Hotel, wo wir eine Kleinigkeit essen und uns wieder dick anziehen bevor wir uns wieder ins Getümmel stürzen. Diesmal auf der Suche nach einem Juwelier, da Alice sich einen Ring kaufen will. Jaipuir ist berühmt für seine Edelsteine und seinen Schmuck. nach 6 Geschäften, die alle mehr oder weniger schlecht aussehen, landen wir im Jewellery Emporium, dem besten Juwelier in der Stadt. Zumindest wissen wir jetzt schon mal, was man sich alles NICHT leisten kann.
Zum Abendessen gehen wir diesmal zum besten Chinesen in der Stadt. Authentisches chinesisches Essen ist eine willkommene Abwechslung. Und zu Weihnachten auch mal was Neues.
Für den nächsten Tag haben wir uns etwas ganz besonderes vorgenommen. Aus einer Zeitungswerbung haben wir tags davor erfahren, dass die zweitgrößte Schmuckmesse in Jaipur gerade stattfindet. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Am Eingang werden wir gefragt aus welchem Land wir kommen und werden sehr herzlich begrüßt. Wir bekommen unsere Namensschilder und müssen auch nichts zahlen. Im Gegensatz zu den Indern, die 600 Rupees Eintritt zahlen müssen.

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Die Messe beinhaltet wohl alle namhaften Händler, Produzenten und Zwischenhändler von indischem Schmuck. Von Edelsteinverkäufern bis zu Händlern, wie dem Jewellery Emporium, die hier ihre besten Stücke ausstellen. Die schiere Pracht einiger Stände ist überwältigend.

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Nach soviel Prunk passt es ganz gut, dass wir zum Abendessen wieder im Sheraton sind, diesmal im Restaurant Peshwari, spezialisert auf Tandoori, einem Ofen in dem die Gerichte langsam zubereitet werden. Peshwari wurde zu einem der besten Restaurants Asiens gewählt, unklar zwar von wem aber immerhin. Wir essen das berühmte Tandoori Chicken, das wirklich sehr gut ist und da unsere Schuhe dieses Mal nicht stinken können wir den Abend gemütlich genießen.

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Der letzte Tag in Jaipur, als erstes besuchen wir die Albert Hall, ein Museum mit einer Sammlung aus unterschidlichsten Richtungen und Orten.

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Keramiken, Skulpturen, Miniaturgemälde, Instrumente, Bronzearbeiten, und zwischendrin eine Ägyptische Mumie. Alles etwas skurril aber das Gebäude ist sehr schön.

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Nach einem kurzen Mittagessen bei einem der bekanntesten indischen Restaurants besuchen wir einen Bazar auf dem es unterschiedlichste Stoffe gibt.

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Vom Bettlaken bis zum Pashmina Schal. Genau das hatten wir auch gesucht einen Pashmina Shal in prima Qualität. Nach einigem Rumfragen landen wir bei dem einzigen Laden auf diesem Bazar, der fixe Preise und die besten Schals hat. Wir lassen uns die unterschiedlichen Qualitäten zeigen und erklären. Die Preise schwanken dabei zwischen 1800 Rupees (ca. 28 Euro) und 48000 Rupees. Die Qualität ist allerdings auch überragend. Die meisten anderen Geschäfte bieten Pashminas für ca. 300 Rupees an, der Qualitätsunterschied ist allerdings auch frappierend. Um drei Schals reicher und einige Rupees ärmer verlassen wir den Laden und schlendern noch durch einen weiteren Bazar.

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Und dann ist es schon Zeit aufzubrechen. Unser Bus fährt um 11 Uhr nachts los, 7 Stunden Fahrt nach Udaipur, der angeblich romantischsten Stadt in Indien. Wir sind gespannt!

Mehr Fotos gibts wie immer hier in unserem Online-Album: https://picasaweb.google.com/stefan.steveki/India2012?authuser=0&authkey=Gv1sRgCNjl38LFhdXwpAE&feat=directlink

Samstag, 24. Dezember 2011

Indien - Taj Mahal bei Sonnenaufgang

6 Uhr morgens, 8 Grad, 2 Lagen Kleider, 3 Lagen Decken, 200 Meter zum Osteingang des Taj. Wir machen uns auf den Weg einen Traum von Alice zu erfüllen: Das Taj Mahal bei Sonnenaufgang zu sehen. Um die Uhrzeit gibt es zumindest keine Warteschlange und auch in dem Gelände sind nur eine Handvoll Menschen. Wir schreiten durch das riesige Haupttor

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und dann liegt es vor uns, das Taj Mahal, Ikone Indiens, das vielleicht schönste Gebäude der Welt!

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Erbaut von Shah Jahan im Jahre 1632 als Denkmal für seine ewige Liebe zu seiner Frau Mumtaz Mahal, die ein Jahr vorher gestorben war, ist es das Beispiel für perfekte Symmetrie und Harmonie. Gebaut aus weißem Marmor erstrahlt es im Sonnenlicht, Rabindranath Tagore beschreibt es als "Träne auf der Wange der Ewigkeit" und Sha Jahan selbst sagte "es läßt die Sonne und den Mond eine Träne vergießen".

Kein Foto der Welt kann die Schönheit des Taj bei Sonnenaufgang wiedergeben. Der Marmor wechselt die Farbe je nach Intensität und Winkel des Lichteinfall bis es ganz im gleißenden Licht leuchtet.

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Was am meisten überrascht ist zum einen die tatsächliche Größe des Gebäudes, da man eigentlich vor allem Aufnahmen aus der Ferne kennt, fällt es schwer einzuschätzen, wie groß es tatsächlich ist.

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Zum anderen sieht man erst von nahen, dass das ganze Taj mit feinsten Einlegearbeiten aus Halbedelsteinen verziert ist. Im Inneren gibt es ein Schaumausoleum in dem zwei Steinsärge stehen, einer für Mumtaz und einer für Jahan. Tatsächlich wurden beide in einem Raum unterhalb des Hauptraums bestattet. Das Mausoleum ist mit den schönsten Halbedelsteinen verziert, die schiere Menge und Feinheit ist einfach unglaublich!

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Neben dem Hauptgebäude gibt es links und rechts jeweils ein identisches Gebäude. Das Linke ist eine Moschee, das rechte das Gästehaus.

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Nach 3 Stunden verabschieden wir uns vom Taj und flüchten gerade rechtzeitig von den Busladungen von Touristen, die jetzt hereinströmen.
Nach einem Frühstück in unserem Hostel ziehen wir ins Deluxe Zimmer. Im Grunde sieht es genaus gleich aus, aber mit warmem Wasser. Und es scheint etwas besser isoliert zu sein.
Unser Hostel hat uns einen Fahrer besorgt, der uns zum 40 Kilometer entfernten Fathepur Sikri bringt, eine verlassene Stadt, ehemals Hauptstadt, mit einem heiligen Tempel. zuvor müssen wir allerdings noch zum Bahnhof, um unser Ticket für den nächsten Tag nach Jaipur zu besorgen. Eine kleine Herausforderung, wie sich herausstellt. Am ersten Schalter erfahren wir, dass es nur zwei Züge gibt, einer Abends, der sehr spät nachts ankommt und einen frühmorgens, der um 6:15 Uhr fährt. Allerdings kann man an diesem Schalter keine Tickets kaufen. Beim nächsten Schalter kann man zwar Tickets kaufen aber nicht reservieren. Schließlich finden wir den Touristenschalter, für Touristen, Freedom Fighter!?! und andere Behinderte. Allerdings muss man sich erst bei einem anderen Schalter einenn Zettel besorgen, den man mit seinen Daten ausfüllt, damit man dann endlich ein Ticket kaufen kann. Das Ganze wird auch nicht gerade besser dadruch dass sich Inder nicht anstellen sondern einfach vordrängeln. Zudem arbeitet der Typ am Schalter wie in Zeitlupe, alles was er in den Computer eintippt, scheint er zusätzlich in ein kleines Buch zu schreiben. Es sieht aus, als würde er das alles zum ersten Mal machen. Getippt wird im 1-Finger-Adleraugesuchsystem. Nach ca. 30 Minuten hat er eine Person bedient und es sind noch zwei Leute vor uns! Zum Glück geht es etwas schneller und nach nur 45 Minuten warten, sind wir dran. Zu unserer Freude erfahren wir, dass der Zug nicht um 6:15 Uhr fährt sondern ausnahmsweise um 5:10 Uhr! 400 Kilometer für 174 Rupees als ca. 3 Euro, für 2 Personen.

Unser Fahrer hat brav gewartet und fährt gemütlich los, in seinem Mahindra Kleinstwagen. Es gibt wohl einen Grund, weswegen es diese Autos bei uns nicht gibt, eigentlich sind sie kaum für den Straßenverkehr geeignet. Unser Auto besitzt keine Außenspiegel, die linke Tür klemmt bedenklich und schneller als 60 km/h fährt die Kiste nicht, was angesichts der Bremsleistung eventuell eh keine gute Idee wäre. Dafür ist die Hupe laut, das wahrscheinlich wichtigste Teil an jedem Fahrzeug. Hupen gilt als Volkssport Nummer 1. Inder hupen vor allem aus folgenden Gründen: Sie fahren los, sie überholen, sie werden überholt, sie sehen andere Fahrzeuge, sie biegen ab, sie wollen jemanden grüßen, sie wollen signalisieren, dass sie eine Hupe haben und manchmal hupen sie auch nur aus Lust und Laune (unser Rikschafahrer am nächsten Morgen, fuhr um 4 Uhr morgens wo kein anderes Fahrzeug zu sehen war lustig hupend die Straße entlang). Im allgemeinen Verkehrschaos geht das einzelne Hupen eh unter in einer dauernden Hupkakophonie. Erstaunlich ist sowieso, dass hier nicht dauernd Unfälle passieren. Eigentlich sollten Fußgänger auch Hupen bekommen, alles andere ist unfair.

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Nach 2 Stunden haben wir die 40 Kilometer hinter uns gebracht und erreichen Fathepur Sikri. Hier werden wir hezlichst empfangen, von einer Horde Guides, die uns führen wollen und alle herausragende Qualitäten zu haben scheinen. Einer preist sich damit, dass es langsam spricht! Wir verzichten auf den Guide und laufen hoch zu der Tempelanlage Fathepur. Hier soll der Legende nach ein heiliger Mann gelebt haben, zu dem der damalige König kam, da er keine Kinder kriegen konnte. Und siehe da kurz darauf war seine Frau schwanger. Hoffentlich von ihm. Der heilige Mann ist hier begraben und deshalb pilgern immer noch erstaunlich viele Menschen hierher, um sich etwas zu wünschen.

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Da wir alle zwei Meter von irgerndwelchen Verkäufern angehalten werden gestaltet sich die Besichtigung als ziemlich nervig. Wir flüchten in Richtung Sikri, die danebenliegende Palastanlage. Da man hier Eintritt zahlt, hat man drinnen zumindest seine Ruhe. Die Anlage ist vor allem groß aber nach dem Taj kommt sie uns etwas schlicht vor.

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Nach 1 Stunde Besichtigung machen wir uns wieder auf den Heimweg. Wir wollen noch bei einem der renommiertesten Shops für Marmorarbeiten vorbeischauen. Hier wird einem zuerst erklärt, wie die Einlegearbeiten von Hand gefertigt werden, bevor man die Ausstellung sehen darf, in der unverkäufliche Einzelstücke in beleuchtetenn Vitrinen ausgestellt sind. Teilweise dauerte die Herstellung bis zu 15! Jahre. Wir kaufen einen kleinen Marmortisch mit schönen Intarsien aus Halbedelsteinen und eine kleine Schmuckschachtel.

Ein langer Tag geht zu Ende. Noch kurz eine Kleinigkeit essen und dann ab ins Bett, um 3:50 Uhr ist die Nacht vorbei.

Indien - Agra und das Taj Mahal - Wunder der Erde live!

Wir haben es geschafft! Wir sind sicher in Agra angekommen. Die erste Überraschung ist allerdings, dass unser Bus vor der Sehenswürdigkeit Agra Fort halt macht und ein Guide einsteigt, der uns bittet ihm zu folgen und uns darauf hinhweist, dass wir nur 45 Minuten Zeit haben für die Besichtigung und es dann weitergeht zum Taj Mahal. Eigentlich wollten wir nur zu unserem Hostel! Wir steigen aus dem Bus, nehmen unser Gepäck und suchen einen netten Rikschafahrer, der uns zum Hotel bringt. Wir übernachten im Sheela Hotel, Luftlinie ca. 200 Meter vom Taj Mahal entfernt. Leider sieht man nichts davon. Da fürs erste kein Deluxe Zimmer frei ist, nehmen wir mit einem Standard Room vorlieb. Sauber, simpel und leider nur mit kaltem Wasser. Kostet dafür aber auch nur 9 Euro. Nach einem Mittagessen, unser erstes Curry, machen wir uns auf den Weg zum Ticket Office und kaufen die Eintrittskarten für das Taj Mahal, da wir morgen zum Sonnenaufgang da sein wollen. Hier erwartet uns die nächste Überraschung: Vom Ticket Office zum East Gate Eingang fährt ein Shuttlebus, elektrisch!!! Das heißt, man hat die folgenden Optionen sich fortzubewegen: Mit der motorisierten Rikscha, mit der Fahrradrikscha, mit dem Kamelkarren, mit Esel, Ziege oder Kuh oder eben elektrisch! Tradition meets Moderne, vor allem dann, wenn eins der Elektroautos fast im Kameldung stecken bleibt.

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Wir nehmen eine klassische Rikscha, eine Kreuzung aus Moped und Kutsche, und fahren zum Agra Fort, einem riesigen Burgkomplex gegenüber des Taj Mahal, ca. 2 km entfernt.

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Ein beeindruckender Bau mit unterschiedlichsten Gebäuden, in denen zum Teil der Erbauer des Taj Mahal, Sha Jahan seinen Lebensabend verbracht hat, gezwungenermaßen, da sein Sohn ihn eingesperrt und die Macht übernommen hat.

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Von hier aus können wir auch das erste Mal einen Blick auf das Taj Mahal werfen. In weiter Ferne und durch ziemlich viel Nebel verdeckt, scheint es winzig und fast irreal zu sein.

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Beim Abendessen kommen wir ihm noch etwas näher, von der Dachterasse auf der wir essen, kann man das Taj beim Sonnenuntergang beobachten. Erstaunlich auch hier der Kontrast, zwischen den ärmlichen Menschen, die direkt vor dem Taj-Komplex leben und dem Taj selbst. Als würde man in einer Wellblechhütte vor Schloß Neuschwanstein wohnen.
Die Nacht ist leider noch kälter als in Delhi. Inzwischen haben wir alle langen Sachen, die wir mitgebracht haben, an. Und darin schlafen wir auch. Das spart zumindest Zeit am nächsten Tag, an dem wir wieder um 6 Uhr aufstehen, um den Sonnenaufgang zu sehen!

India 2012 - München - Dubai - Delhi - und das alles in nur 24 Stunden

Die nächste Reise geht los! Gemütlich um 5 Uhr Abends machen wir uns auf den Weg zum Flughafen in München. Delhi heißt unser Ziel diesmal. Um 21:40 steigen wir in den Flieger und schon geht es los. 5 1/2 Stunden nach Dubai. Der Flug ist vor allem ereignislos. In Dubai angekommen schlendern wir durch das Terminal bis wir bei einer Business Lounge ankommen, in die wir uns für die nächsten 5 Stunden eingemietet haben. Bei 9 Stunden Layover keine schlechte Idee. Da die beste Ehefrau von allen leider vergessen hat, rechtzeitig ein Visum zu beantragen, müssen wir nämlich die gesamte Zeit im Flughafen verbringen. Die Business Lounge ist angenehm ruhig und es gibt ein prima Frühstück, kostenlose Getränke und eine Dusche! Nach dem Frühstück lege ich mich erst nochmal aufs Ohr. Das einzige Sofa ist zum Glück frei. Nach Schlaf und Dusche geht es schon wieder bedeutend besser. Noch eine kurze Tour durch den Flughafen und schon geht es weiter nach Delhi.
Delhi ist schon wieder richtig Indien: Laut, dreckig, voller Menschen und trotzdem macht es Spaß. Nur das es verdammt kalt ist. Zumindest deutlich kälter als wir gedacht haben. Unser Fahrer, der uns am Flughafen abholt und uns in unser Guesthouse bringt, friert auch wie ein Hund. Unser Guest House Hotel Amax ist ein typisches Budget Hostel. Sauber aber ziemlich karg und mit nur einem Fenster (das nicht nach draußen geht sondern auf den Innengang). Im Zimmer ist es leider auch so kalt, dass wir das erste Mal unsere Fließschlafsäcke rausholen. Eigentlich hatten wir die nur für Varanasi gekauft, da dort wohl die hygienischen Verhältnisse selbst für Indien recht zweifelhaft sind und Crista uns geraten hat, einen dünnen Hüttenschlafsack mitzunehmen. Ich hatte die wärmere Variante gewählt, einen Vließschlafsack, der auch noch etwas warm hält. Da wußte ich noch nicht, dass wir diese Schlafsäcke eigentlich dauernd brauchen würden. Im Zimmer hat es ca. 10 Grad und es gibt keine Heizung! Und es zieht überall rein. Gemütlich ist anders. Wir schlafen mit langen Sachen an unter den Vliesschlafsäcken, einem Betttuch und einer dicken Decke und es ist immer noch kühl.
Da wir am nächsten Tag nach Agra wollen und es schon so spät ist, dass wir nicht mehr zum Bahnhof kommen, um uns um Tickets zu kümmern, müssen wir uns leider auf den Typen an der Rezeption verlassen, der uns versichert, dass alle Züge nach Agra voll sind. Eine dreiste Lüge aber da es wohl nur eine handvoll Züge gibt und wir unbedingt Delhi verlassen wollen, nehmen wir sein Angebot an, mit dem Bus nach Agra zu fahren. Zum Special Price von 1200 Rupees ca. 20€. Natürlich wissen wir, dass der uns total ausnimmt aber wir sind zu müde und es ist zu kalt, um sich zu streiten. Also willigen wir ein und stellen uns darauf ein, dass wir am nächsten Morgen um 6 aufstehen müssen, da um 6:30 Uhr der Bus fahren soll.
Nach einer kalten Nacht wachen wir auf und warten auf den Bus. Mit ca. 30 Minuten Verspätung, also für indische Verhältnisse überpünktlich kommt der Bus. Zusammen mit 50 Indern und 4 Touristen machen wir uns auf den langen Weg. Wenn man bedenkt, dass wir ca. das 10-fache für die Fahrt gezahlt haben als uns der Zug gekostet hätte und als wahrscheinlich unsere indischen Mitpassagiere und der Bus dazu noch ca. 6 Stunden braucht anstatt 2 wie der Zug, kann man sicher sagen, dass unsere Reise super anfängt. Aber dafür ist man ja in Indien: Erstmal loslassen! Keinen Streß! Entschleunigung! Meditation!

Wenn es nur nicht so verdammt kalt wäre!!!