Das Highlight unseres Aufenthalts in Korea, unser Templestay im Tempel Golgulsa. Wir haben uns entschlossen eine Erfahrung der ganz anderen Art zu machen und zwei Tage, eine Nacht im buddhistischen Tempel Golgulsa zu verbringen. Der Tempel ist recht abgelegen in den Bergen ca. 1 Stunde entfernt von Gyeongju. In Golgulsa wird eine spezielle Form des Zen-Buddhismus praktiziert, die das Training einer Zen-Kampfsportart, Sunmudo, einschliesst. Aus diesem Grund kommen Menschen aus aller Welt hierher, um diese Kampfsportart zu erlernen.
Bei unserer Ankunft bekommen wir eine Weste,, die wir tragen muessen, an der man uns als Besucher erkennt. Zuerst essen wir mit den anderen Besuchern und Bewohnern des Tempels zu abend. Es gibt Reis und Gemuese. Alice stellt leider erst nachdem sie sich genommen hat fest, das es Tempelregel ist, das man alles was man sich genommen hat auch essen muss. Etwas verzweifelt kommt sie zu unserer Seite (Maenner und Frauen essen hier auf getrennten Seiten), damit ich ihr Gemuese esse. Zum Glueck erbarmen sich zwei andere Tempelbewohner und essen den Rest, da ich einfah nicht mehr kann. nach dem Essen werden wir zu unseren Schlafzimmern gebracht. Spartanisch ist kein Ausdruck. Wir teilen uns das Zimmer mit anderen Besuchern. Die Zimmer sind bis auf jeweils zwei Decken und einem Kissen pro Besucher voellig leer. Auf einer decke schlaeft man, die andere ist zum Zudecken. Fuer eine Nacht kein Problem.
Um 19:00 nehmen wir am Abendgesang/-gebet teil, das eine halbe Stunde dauert. Anschliessend beginnt das Sunmudo-Training, eineinhalb Stunden!!! Ich hab die letzten 15 Jahre nicht mehr so viel Sport gemacht. Koerperlich voellig am Ende laufen wir danach zu unseren Schlafquartieren. Um Punkt 10 uhr abends ist Bettruhe angesagt. Verstaendlich, da man am naechsten Morgen wieder um 4 Uhr geweckt wird. Dummerweise habe ich mit meinen Mitbewohnern nicht so viel Glueck. Kurz nachdem wir das Licht ausmachen, faengt der erste an zu schnarchen, als wollte er den uns umgebenden Wald vernichten. Und als ob das nicht genug waere. um mich vom Schlafen abzuhalten, faengt der Typ neben mir auch noch an mit den Zaehnen zu knirschen. Na ganz toll. Als ich es endlich schaffe einigermassen einzuschlafen, faengt er zu allem Ueberfluss auch noch an im Schlaf zu reden oder besser gesagt zu rufen!!! Anscheinend hat er sich unterbewusst vorgenommen mich nicht schlafen zu lassen. Jedes Mal, wenn ich etwas einschlafe, redet er wieder mit mir. Irgendwann schlafe ich dann doch ein. Nur um, wie es mir vorkommt,ein paar Minuten spaeter von dem Gesang eines Moenchs geweckt zu werden! Ich stehe also auf, sche mir das Gesicht und treffe mich mich mit Alice, die offensichtlich auch nicht mehr geschlafen hat als ich. Wir kraxeln den Berg hoch zum Hauptschrein, da um 4:30 Uhr das Morgengebet losgeht. Nach 1 Stunde Gesang meditieren wir ein halbe Stunde. Alice haelt es kaum aus so lange ruhig zu sitzen und nichts zu machen. Die naechste Uebung gefaellt ihr schon besser, Walking Meditation. Wir laufen im Gaensemarsch den Berg herunter bis zum Haupteingang und wieder hinauf.
Unser wohlverdientes Fruehstueck besteht, welch Ueberraschung, aus Reis und Gemuese.
Danach gehts auch schon wieder zum Sunmudo-Morgentraining. Ich bete, dass es diesmal nicht so anstrengend wird wie am Vortag. Zum Glueck werden meine Wuensche erhoert. Das Training ist eher Joga-orientiert und ist ertraeglich. Als Abschluss des Trainings meditieren wir wieder eine halbe Stunde. Darauf folgt die Uebung 108 Verbeugungen, bei der man, welch Ueberraschung, 108 verbeugungen machen muss. Eine Verbeugung faengt aufrecht stehend an und endet auf den Knien, mit dem Kopf auf dem Boden. Nach 108 Verbeugungen kann ich meine Beine nicht mehr spueren. Zur Entspannung nehmen wir an einer traditionellen Teezeremonie teil. Damit ist unser Tempelaufenthalt auch schon fast vorbei. Nur noch Mittagessen gibt es. Genau, reis mit Gemuese. Kein Wunder sind die Moenche alle total duenn. Wir verlassen den Tempel nach dem Mittagessen. Verabschieden uns von den Leuten und dem Tempelhund und machen uns auf den Weg zurueck nach Gyeongju. Die vergangen 20 Stunden waren unglaublich intensiv, sowohl koerperlich als auch geistig.
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