Heute war mit Abstand der schlechtste Tag unserer Reise bisher. Nach dem Aufstehen (7:30 Uhr) haben wir in unserem Hostel gefruehstuckt. Leider langweiligt sich unsere Wirtin sehr und will sich unbedingt mit Alice und mir unterhalten. Vor allem Alice, die morgens nicht wirklich ansprechbar ist, reagiert etwas gereizt. Danach fahren wir zum Busterminal, um den Bus zum Parque Cotopaxi zu nehmen. Angeblich ist das nicht nur einer der schoensten Naturparks Ecuadors, sondern auch der mit der besten Infrastruktur. Hoehepunkt des Parks ist der fast 5000 Meter hohe Vulkan Cotopaxi, dessen Spitze schneebedeckt ist. Wir sind also gespannt. Die erste Enttaeuschung haben wir schon am Busterminal. Die Tourist Information hat zu. Natuerlich stehen auch keine Oeffnungszeiten dran. Also nehmen wir den Bus zum Park. Obwohl wir den Fahrer drei Mal fragen, ob der Bus direkt zum Eingang des Parks faehrt was der natuerlich jedes Mal bejagt, laesst er uns direkt an der Panamericana raus, 6km vom Eingang entfernt. Ein Hinweisschild weist den Weg zum Park. Eine voellig heruntergekommene Holzhuette beherbergt anscheinend die Information. Die natuerlich geschlossen hat.
Da haetten wir schon wissen muessen, dass das heute hier nichts wird. Wir laufen also los. 6 km sind ja nicht ganz so viel. Die "Strasse" ist eine Ansammlung von Schlagloechern, die von einem Haufen Dreck zusammengehalten werden. Links und rechts ist nichts Interessantes zu sehen. Nach 3 km kommen wir an einen kleinen Bach. Dummerweise gibt es keine Bruecke. Vor Urzeiten gab es hier wohl mal eine, von der allerdings nur noch eine Haelfte steht.
Zwei andere Wanderer, die mit uns bei der Panamericana ausgestiegen sind, waten gerade durch den Bach. Bei 15 Grad Aussentemperatur und einer geschaetzten Wassertemperatur von 8 Grad halten wir das fuer keine gute Idee! Wir beschliessen ein Auto anzuhalten und den Fahrer zu bitten uns ueber den bach zu fahren. Nach ca. 20 Minuten kommt auch tatsaechlich ein Auto. Der Fahrer ist so freundlich und nimmt uns bis zum Eingang mit. Zum Glueck, die letzten 3 km gehen naemlich steil bergauf, wir haetten sicher noch 3 Stunden dafuer gebraucht. Am Eingang geht die Enttaeuschung weiter. Es gibt nichts!!! Keine Toilette, kein Wasser oder was zu Essen, keine Karte des Parks, keine Transportmoeglichkeiten (mit Ausnahme eines Autos, dessen Fahrer uns deutlich macht, dass er heute keine Lust hat zu arbeiten.) Nur ein paar Einheimische, die Kunsthandwerk verkaufen. Da wir aber noch den ganzen Tag wandern wollen, beschliessen wir ausnahmsweise keinen 10 kg schweren Keramiktopf zu kaufen. Ausserdem brauchen wir unser Geld, um jeweils 10 Dollar Eintritt zu zahlen. Dafuer ist der Eintritt fuer das Museum schon drin, das direkt neben dem Restaurant ist. Beides nur 1 1/2 Stunden Fussweg vom Eingang weg, wie uns ein Ranger versichert. Da koennen wir uns angeblich ausruhen und essen und auch Wasser kaufen. Wir trotten also los. Nach ca. 30 min. haben wir die Schnauze voll und halten ein weiteres Auto an. Wir koennen auf der Ladeflaeche des Pickup mitfahren. Nach 10 Min. faengt es an zu regnen.
Wir brauchen ca. 35 min. bis zum Restaurant. Die Strecke ist ca. 9 km lang, fast alles berauf, in ca. 3000 Meter Hoehe!!! Wie das irgendjemand in 1 1/2 Stunden laufen soll ist uns ein Raetsel aber die Ranger fahren auch immer nur mit dem Auto. Angekommen am Restaurant muessen wir leider feststellen, dass es geschlossen hat. Dafuer versichert uns ein Bauarbeiter, dass dies halb so schlimm sei und das Restaurant eventuell morgen oder so wieder auf hat. Die Suedamerikanische Laessigkeit faengt an uns ein klein wenig auf den Wecker zu gehen.
Die gute Nachricht danach ist, dass das Museum tatsaechlich direkt daneben ist, die schlechte: Es wird gerade restauriert. Es gibt nichts zu sehen und auch nichts zu kaufen, Kein Wasser oder Essen. Wir haben noch einen Liter Wasser. Auf die Frage, wo wir denn eventuell andere Menschen oder ein Auto, dass uns zurueck nach unten bringt, finden, meint ein Bauarbeiter, dass nur 10 min Fussweg weiter ein Campingplatz sei, wo wir all das finden werden.
Wir laufen also weiter. Berauf. Es faengt wieder an zu regnen. Wir stellen uns im Wald unter. Bisher haben wir noch nichts gesehen. Nach ca. 40 min. laufen haben wir weder einen Campingplatz erreicht, noch irgendwie sonstwas. 10 minutes my ass!!! Anscheinend haben die hier alle keine Ahnung. Wir halten ein weiteres Auto an, dass auf dem Weg nach oben ist. Der Fahrer kann uns zwar nicht mitnehmen, versichert uns aber, dass er schon heute beim Campingplatz war und da absolut keine Menschenseele ist! Na ganz toll! inzwischen haben wir noch einen halben Liter Wasser und ca. 18 km zurueck zur Panamericana. Wir beschliessen umzukehren, damit wir zumindest bei Tageslicht die Panamericana erreichen. Im ganzen Park gibt es keine Beleuchtung, keine sonstige Einrichtung, nur die Dreckstrasse.
Beim Museum fragen wir die Bauarbeiter, ob sie Wasser haben. Sie verneinen und arbeiten weiter. Anscheinend haben wir nicht spezifisch genug gefragt. Es gibt sehr wohl Wasser beim Museum. Allerdings Bergwasser aus einem Schlauch. Somit hatte der Bauarbeiter recht. Sie haben kein Wasser!!!
Das mit dem Bergwasser erfahren wir erst von einem Schweizer Paerchen, die halbverhungert auf Mountainbikes vom Berg kommen. Deren letzte Hoffung ist das Restaurant, das immer noch geschlossen ist. Wir geben ihnen eines unserer 2 Broetchen. Mehr haben wir leider nicht zu bieten. Zumindest waren sie auf dem Hochplateau und haben den Cotopaxi fuer ca. 2 Sekunden durch die Wolken schimmern sehen. Allerdings haben sie dafuer auch 50 Dollar Tagesmiete fuer die Fahrraeder bezahlt. Wir fuellen unsere Wasserflaschen auf und machen uns auf den Weg zurueck. Zum Glueck nehmen uns nach ca. 2 Stunden wandern ein paar Locals mit zurueck. In einem uralten Toyota Landcruiser, bei dem so ziemlich gar nichts funktioniert, weder Tacho noch sonst was, dafuer sitzen wir zu Zehnt!!! in dem Fuenfsitzer. Irgendwie kommen wir zum Ausgang des Parks. Auf dem Weg begegnen wir dem Paar, das mit uns bei der Panamericana ausgestiegen ist und vor uns durch den Bach gewatet ist. Anscheinend sind sie den ganzen Weg gelaufen. Nach ca. 6 Stunden wandern, sind die immer noch ca. 3 Stunden vom geschlossenen Restaurant entfernt. Es gibt also Leute die es noch schlechter erwischt haben. Vom Eingang aus nimmt uns ein anderer Local mit einem genauso alten Auto mit zur Panamericana.
Beim Bach treffen wir auch die Schweizer wieder, die sich gerade bereit machen durch den bach zu waten. Der Fahrer nimmt sie und die Fahrraeder auch noch mit ueber den Fluss. (Anscheinend gibt es den Bach nur 6 Monate im Jahr in der Winterzeit, deshalb lohnt es sich nicht eine richtige Bruecke zu bauen). Obwohl wir ca. 30 Dollar fuer die Fahrt und den Eintritt ausgegeben haben, nichts gesehen haben, hungrig und muede sind, freuen wir uns einfach nur, dass wir es bis kurz vor Einbruch der Dunkelheit ins Hostel geschafft haben. Nach einer Dusche, etwas zu essen und etwas Schlaf geht es uns wieder besser. Im Nachhinein koennen wir nur allen raten, den Park nur mit einer organisierten Tour zu bereisen. Ansonsten ist es zu Fuss an einem Tag nicht zu schaffen. Bei Bewoelkung sieht man eh fast nichts und ein Handtuch zum Abtrocknen nach der Bachueberquerung ist angebracht. Wasser und Essen sollte man auch zur Genuege mitbringen, nur fuer den Fall, dass mal wieder alles zu hat. Wir haben zumindest unsere Lektion gelernt.Wenn das der Park mit der besten Infrastruktur Ecuadors ist (d.h. eine strassenaehnliche Aneinanderreihung von Schlagloechern), dann wollen wir die anderen Parks nicht unbedingt besuchen!!!
1 Kommentar:
Einfach fantastisch !!!
Ich weiß nicht, was mir besser gefällt:
Die Bilder, die Stories oder der Erzählungsstil!
Weiter so!
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