Am naechsten Tag machen wir uns auf den Weg, um Beijing zu erkunden. Fuer den ersten Tag haben wir uns den "Temple of Heaven" vorgenommen, sowie den Pearl Market, damit wir einen ersten Eindruck von den Shoppingmoeglichkeiten in Beijing bekommen. Der Tempel ist eine ziemlich grosse Anlage auf der mehrere Gebaeude stehen, die zeremoniellen Zwecken gedient haben. Hauptattraktion ist eine Pagode auf einer dreistoeckigen Terasse.
Wie alles in Beijing ist es auch hier ziemlich ueberlaufen aber so ist das halt in einem Land mit ca. 1,3 Milliarden Buergern und in einer Stadt, mit ca. 15 Millionen Einwohnern, richtig allein ist man hier wohl nie!
Von Tempel aus wollen wir danach zum Pearl Market fahren. Eine Distanz, die mit dem Auto ca. 5 Minuten dauert. Die Taxifahrer vor der Tempelanlage verlangen einen astronomischen Preis, der ca. 6 Mal so hoch ist, wie der reelle Fahrpreis. Zum verhandeln sind sie auch nicht bereit. Anscheinend gibt es genug dumme Touristen, die diese Mondpreise zahlen oder sie haben einfach keine Lust zu arbeiten. Also laufen wir ein paar hundert Meter weiter und fangen an Taxis anzuhalten. Die ersten drei winken allerdings ab, als sie merken, dass wir kein chinesisch sprechen. Vielleicht wissen sie auch einfach nicht, wohin wir wollen oder sie haben auch keine Lust zu arbeiten. Wer weiss. Das vierte Taxi erbarmt sich und faehrt uns die 5 Minuten zum Pearl Market. Verwoehnt von Bangkok und den freundlichen Thais sind wir erstmal etwas geschockt. Hier geht es doch ziemlich anders zu. Alle rufen durcheinander, die Verkaeufer ziehen einen am Arm zu sich und wedeln einem mit irgendwelchen Sachen vor der Nase rum. Wenn man tatsaechlich mal nach dem Preis fragt, bekommt man Preise genannt, die mindestens um das 10-fache zu hoch sind. Das Verhandeln stellt sich als ziemlich zaehe und langwierige Sache heraus. Waehrend man verhandelt wird man permanent festgehalten, damit man ja nicht auf die Idee kommt wegzugehen. Und falls man tatsaechlich den Endpreis nicht zahlen will, wird man teilweise ziemlich boesartig beschimpft. Die sprichwoertliche asiatische Hoeflichkeit scheint zumindest in Beijing waehrend der kulturellen Revolution abgeschafft worden sein. Dafuer sind einige Dinge hier echt billig, wobei gerade bei Kleidern die Qualitaet und vor allem der Stil manchmal sehr zu wuenschen uebrig laesst. Einige Dinge scheinen hier nur fuer Nicht-Asiaten gefertigt zu werden. Die meisten der T-Shirts und Pullis sind mir zumindest 3 Nummern zu gross. Offensichtlich sind sie hier vor allem uebergewichtige Langnasen gewohnt. Mit ein bisschen Suchen findet man allerdings doch das eine oder andere nette Stueck. Vor allem im Silk Market, dem anderen riesen Markt, den wir in den naechsten Tagen mehrmals besuchen.
Fuer den naechsten Tag haben wir eine Tour zur Chinesischen Mauer gebucht, bei der wir morgens um 6:00 Uhr zur Mauer fahren, dort 4 Stunden bleiben und dann wieder zurueck fahren. Obwohl die Tour ein wenig teurer ist, als andere, wird man tatsaechlich nur zur Mauer gebracht und wieder zurueck. Viele Touren beinhalten naemlich einen "kleinen, kostenlosen" Shoppingumweg. Was soviel heisst, dass man morgens abgeholt wird und dann erst mal zu einer Jadefabrik oder zu einem chinesischen Doktor gebracht wird, der einen dann untersucht (ob man will oder nicht) und einem mitteilt, das man verschiedenste Krankheiten hat, die sich natuerlich nur durch spezielle chinesische Medizin heilen laesst. Zum Glueck gibt es gerade diese, natuerlich sonst sehr schwer zu beschaffende Medizin zu absolut "vernuenftigen" Preisen dort zu kaufen.
Unsere Tour ist dagegen recht langweilig. Bis auf die Chinesische Mauer natuerlich. Zum Glueck sind wir so frueh losgefahren, so dass wir nicht die voll Mittagshitze abbekommen. Wir spazieren 3 Stunden auf der Mauer rum und schauen uns in Ruhe um.
Ein wirklich beeindruckendes Bauwerk, dass ziemlich gut zeigt, fuer was fuer groessenwahnsinnige und schwachsinnige Dinge Herrscher unglaublich viel Zeit, Geld und Menschenleben geopfert haben. Aber schiesslich laeuft man ja nicht alle Tage auf einem der neuen Weltwunder rum! Auf jeden Fall ein Erlebnis.
Der naechste Tag ist ganz dem Shopping verschrieben, da es den ganzen Tag regnet. Auch schoen, wenn man in Ruhe einkaufen gehen kann ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, dass man was anderes verpasst. Am Abend haben wir einen Besuch bei einer Show der Shaolin Moenche gebucht, die fuer ihre Kampfkunst bekannt sind. Oder zumindest wurde uns das versprochen. Tatsaechlich zeigen sie lediglich die Geschichte eines "Meisters" des Kung Fu. Eine recht krude, teilweise unfreiwilig komische Geschichte eines jungen Moenchs, der Kung Fu erlernen will, sich in eine Schaeferin verliebt und anscheinend dafuer bestraft wird und dann irgendwie ein Kung Fu Meister wird. Der Hoehepunkt ist eine Tanzeinlage mit kuenstlichem Regen, bei der die Frau an zwei Baendern um den tanzenden Kung Fu Meister herumschwingt! Nicht ganz das, was wir erwartet haben.
Nach diesem recht ernuechterndem Erlebnis beschliessen wir am naechsten Tag uns die verbotene Stadt anzuschauen. Bis vor gar nicht so langer Zeit waere die Strafe fuer das Betreten noch der direkte Tod gewesen, heutzutage werden einem nur noch 60 Yuan abverlangt. Da kann man sich echt nicht beschweren. Die verbotene Stadt haelt dann auch tatsaechlich das, was es verspricht. Wunderschoene Palaeste, eine parkaehnlich Anlage, beeindruckende Plaetze und representative Gebaeude.
Direkt hinter der verbotenen Stadt geht der Tian' anmen Platz los, der Platz des himmlischen Friedens auf dem 1989 die chineschische Demokratiebewegung blutig niedergeschlagen wurde. Offensichtlich wurde der Platz vorher so benannt.
Nach ein paar weiteren Stunden Shopping im Silk Market haben wir auch tatsaechlich unser Budget ausgeschoepft und die Grenze des zugelassenen Gepaecks ueberschritten.
Den letzten Abend verbringen wir bei einer recht unterhaltsamen Akrobatikshow.
Beijing hat leider eher einen negativen Eindruck hinterlassen. Vor allem die Unfreundlichkeit der Menschen hier hat uns doch sehr ueberrascht. Natuerlich darf man nicht vergessen, dass vielen Menschen hier unabhaengig von ihrer Qualifikation irgendwelche Arbeitsplaetze zugeteilt wurden und daher der Anreiz irgendwas zu tun, ziemlich gering ist. Deshalb sieht man auch recht viele Menschen am Arbeitsplatz schlafen und sowas wie Service ist hier halt noch ein Fremdwort. Zudem war es wohl bis vor kurzem normal, dass alle Menschen, die irgendwie was mit Touristen zu tun haben, darauf getrimmt wurden, dass es absolut ok ist, Touristen zu bescheissen, wie es nur geht. Offensichtlich hat sich diese Politik angesichts der ausstehenden Olympiade etwas geaendert aber bis die Freundlichkeit zurueck kommt, dauert es wohl noch etwas. Wir zumindest hatten hier das Gefuehl vor allem unerwuenscht oder im besten Fall Beute fuer die Menschen hier zu sein. Zumindest haben uns andere Touristen, die andere Teile des Landes bereist haben berichtet, dass ausserhalb von Beijing die Menschen wirklich sehr freundlich sind.
Am 29. August sind wir nach Budapest geflogen, wo wir uns mit den Eltern von Alice getroffen haben, um dann eine Zeit in Rumaenien zu verbringen.
Was wir uns kaum vorstellen konnten, als die Reise begonnen hat, wird langsam Wirklichkeit. Das Ende der Reise rueckt immer naeher. Als kleiner Trost bleibt uns zumindest, dass wir sicher mehr als ein paar Monate brauchen werden, um alle Eindruecke dieser Reise zu verarbeiten und die Erinnerung daran uns unser ganzes Leben erhalten bleiben wird. Ganz zu schweigen von der Zeit, die wir benoetigen werden, um die ca. 7000 Fotos zu sichten und zu sortieren!!!